Sprache der Natur


Foto: Norddeutsche Gartenschau
Foto: Norddeutsche Gartenschau

Jeder Gartenfreak wird es bestätigen: Bevor es mit der eigentlichen Tätigkeit (wann auch immer) im Garten losgeht, sollte man sich erst einmal ein wenig Zeit nehmen, den "Ist-Zustand" seines Gartens zu ermitteln. Was wächst wo, wie und wann? Wo sind bisher unentdeckte "Schätze", Stauden, Zwiebelblüher, Sträucher, Bäume oder was auch immer entdeckt wird?

Wer den Überblick hat, wird zunächst Säge & Co. im Schrank lassen. Es ist zwar richtig, dass eigentlich im März wesentliche Aktivitäten im Garten beginnen - aber ein unbekanntes Refugium muss erst beobachtet, erfahren und erlebt werden. Und wer von uns kann überhaupt noch verlässlich auf den meteorologischen Kalender vertrauen? Vermutlich niemand. Oder?

Wann wird es ENDLICH wieder richtig Frühling? Eine rhetorische Fragestellung, deren eine wirklich verbindende Antwort ausbleibt. Eine kalendarische frühlingshafte Phase erstreckt sich über die Monate März, April und Mai. Der meteorologische Frühling beginnt jedes Jahr am 1. März. Der astronomische Frühlingsbeginn fällt dann oft Mitte März.

Natürlich wird schon jetzt gebuddelt, gegraben, gepflanzt, geschnitten, gesät und unaufhörlich aber "hörbar" vertikutiert, dass man glauben muss, dass Paradies soll erneuert werden. Was angesichts der weltweit aktuellen Situation aus meiner Sicht auch Sinn machen würde. Dann ist natürlich das "sogenannte oft unnötige Aufräumen", Rückschnitt und fällen von Gehölzen (Vogelschutz beachten), Ver- oder Neupflanzen im Prinzip nicht grundsätzlich sinnbefreit sein.

 

Untätig muss man in seiner eigenen Natur nicht sein. Wer allerdings sehnsüchtig darauf wartet, dass der Gartenboden allmählich abtrocknet, damit er wieder zu bearbeiten ist braucht dafür noch ein wenig Geduld oder entscheidet sich in der Zukunft für viele Hochbeete. Selbst wenn es in den Fingern juckt und endlich der neue Umtauschspaten - ALT für NEU - aus dem Baumarkt zum Einsatz kommen soll, bitte nicht mehr Böden umgraben.

 

Wichtige bodenbelebenden Mikroorganismen durch diese Tätigkeit schnell vernichtet. In der Regel reicht bereits der Sauzahn zur Bearbeitung der nicht stark durchfeuchteten Bodenoberfläche vollkommen aus. Eine bewährte Bauernregel sagt: "Lässt der März sich trocken an, bringt er Brot für jedermann". Ok, lassen wir diese "Weisheit" hier mal so stehen.

 

Die Eindrücke der Vorjahre (wenn man beim Wetterdienst etwas recherchiert) deuteten darauf hin, dass Deutschland von den Eisheiligen 2020 verschont bleibt. Das würde bedeuten, dass die älteren Herren Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die "jung gebliebene Sophie nicht zum Einsatz kommen. Aber es zeigt auch immer wieder: Alte Bauernregeln sind nur eine grobe Orientierungshilfe. Nicht jedes Jahr bringt noch Spätfröste bis Mitte Mai - in den vergangenen Jahren blieben sie oft ganz aus. Zudem gibt es heute wissenschaftlich ausgeklügelte Wettervorhersagen, auf die sich "Grüne Daumen" besser verlassen können.

 

Und dann ist es endlich soweit, der zurzeit frostfreie, wärmer werdende Boden sorgt dafür, dass sich beispielsweise die ersten Knospen (Augen) an den Gartenrosen zeigen. Jetzt erst könnte (wenn alles so wird wie bereits beschrieben) vorsichtig der Winterschutz entfernt werden und damit ist der eigentliche Rückschnitt angesagt. Alles was erfroren, abgestorben oder beschädigt ist, wird abgeschnitten, ebenso die dünnen Triebe. Bei den Beetrosen schneidet man auf etwa vier Augen (kleine "rote" Erhebungen am Spross) zurück. Wer es einfacher haben will, schneidet noch stärker zurück. Die Rosen bedanken sich mit einem kräftigen Wuchs und wenn Wetter, Boden, Pflege und Sorte passt - mit einer rosigen blühenden Zukunft. Fast vergessen: Bei besonders kräftigen Trieben lässt man fünf bis sechs Augen stehen. Bei den Strauch- und Kletterrosen werden nur geschädigte Triebe herausgeschnitten.

 

Für den Obstgarten ist der März ein günstigster Zeitpunkt zur flachen Bodenbearbeitung. Eine spätere Aktivität (April, Mai) erhöht möglicherweise (wenn die Eisheiligen doch AKTIV sein wollen, die Blütenfrostgefahr, da frisch gelockerte Erde die Wärmeabstrahlung des Bodens einschränkt (Isolierschicht). Keine Bauernregel, vielmehr Erfahrungen besagen, dass von März bis Ende Mai der Boden offen gehalten werden sollte. Erst die richtige Summe der warmen Tage beeinflusst nicht nur den Blattaustrieb unserer heimischen Gewächse den Blühbeginn, sondern aktiviert auch die Tierwelt. Die tierischen Lebewesen "wissen" nicht, dass die Pflanzen, an denen sie ihre Nahrung finden, gerade jetzt austreiben. Sie spüren es jedoch an der Änderung der Tageslängen und an der Wärmeaddition und erhalten so das richtige Signal. Wir Menschen übersehen nicht nur schnell die sensiblen Fingerzeige der Natur.

 

Gartenbotschafter John Langley®