UMDENKEN BEIM UMGRABEN?



Jedes Jahr im Herbst geht`s los mit dem Umgraben: Zunächst sind die Gemüsebeete dran, und nach und nach wird der gesamte Garten in mühevoller Handarbeit umgepflügt. Doch HALT! Einfach mal das jährliche Umgraben im Herbst einstellen. Warum? Mit dieser nachhaltigen handwerklichen Einschränkung soll verhindert werden, dass die wichtigen Nährstoffe im Boden sich im Winter auswaschen. Wer vorsorglich seinen Gartenboden - wenn vorhanden - mit Kompost aufwerten will, sollte besser im Frühjahr umgegraben. Der "organische schwarze Dünger" stärkt die Neubepflanzung und aktiviert zusätzlich die Billionen von Mikroorganismen im lebendigen Gartenboden.

Damit Garten"arbeit" wirklich zum Garten"vergnügen" wird, bietet der Fachhandel für die notwendige Bodenbearbeitung unterschiedlichste "Technologien" an. Rotierende, leicht zu handhabende, ergonomisch gestaltete Gartenwerkzeuge zum Lockern, Hacken und Jäten. Ob im Akku- oder Motorantrieb, vibrationsgedämpft, geräusch- und abgasarm:

Das Angebot ist inzwischen vielfältig. Doch ohne mühsames Bücken, Zupfen, Pulen und Sortieren funktioniert das gute "alte", seit Ende des 12. Jahrhunderts bekannte Umgraben mit dem eisenbeschlagenen Spaten in humusarmen, verdichteten Böden doch nicht.

Aber was nimmt man(n) (natürlich auch Frau) nicht alles auf sich, um dem Boden Gutes zu tun. Und noch eine kurze "Umgrabe-Reflektion" in den winterlichen Herbst. Wenn es dann wirklich mal so richtig wieder gefroren hat, und die Minuskälte durch die Schollen tiefer in den Boden eindringen, das aufgenommene Wasser dort gefriert und sich in jeder Erdpore ausdehnt, erst dann bricht der verdichtete Gartenboden auf. Das Ergebnis: krümeliger Boden. Dieser Vorgang wird als Frostgare bezeichnet. Da wirkt die Kraft der Natur. Alles paletti mit dem tiefgründigen Umgraben? Nicht ganz! Das Wetter verändert sich, deshalb Umdenken beim Umgraben.

Es gibt da auch andere Blickwinkel. Es heißt: Das ständige Bearbeiten des Gartenbodens kann auch unweigerlich zur Zerstörung führen. Vorhandene Bodenluft kann bei zu nassen Böden durch Umgraben verloren gehen. Folge: Die Krümelstruktur bricht zusammen, der Boden ist wieder verdichtet. Und zum anderen kann ein zu oft umgegrabener Gartenboden schlichtweg zerstört werden. Warum?

Ein Spatenaushub reicht, um Milliarden an Kleinstlebewesen von oben nach unten in weniger aktiven und somit sauerstoffarmen Tiefen zu beerdigt. Was passiert? Vorhandener Humus wird zu schnell abgebaut, die Gartenbotanik reagieren mit Wachstumsstop. Und dass jeder unnötige Spatenstich in die Oberhaut der Erde auch die Wurzeln der weniger beliebten lästigen Spontanbotanik in Hunderte neuer Pflanzen teilt, sollte auch nicht vergessen werden.

Stellt sich die Frage: Wie gräbt man richtig um, damit der Boden und die Pflanzen aktiv am Leben bleiben? In jedem Fall nicht zu tief. Um das unentbehrliche Bodenleben zu fördern, macht ein übertriebenes tiefes grabenähnliches Umgraben mit dem Spaten ökologisch wirklich keinen Sinn.

Ein Sauzahn oder eine Grabegabel (schneidet die Wurzeln nicht) reicht völlig zum leichten Lockern der wertvollen Vegetationsschicht unserer Erde aus. Und im Herbst? Hier

sorgt Wintermulch (Laub, Schredder) für ein wenig Schutz des Gartenbodens - und fertig sind die notwendigen Maßnahmen für einen unerwarteten Winter 2021

Und wer trotzdem doch noch aus alter Tradition zum Spaten greift, sollte wirklich nur flach umgraben. Gartenpflanzen überleben nur deshalb in unserer Region, weil eine etwa 20 Zentimeter tiefe, intakte Vegetationsschicht dieses ermöglicht.

Gartenbotschafter John Langley®